«Die Landsgemeinde ist ein Theater, bei dem jeder gleichzeitig Schauspieler und Zuschauer ist. Wo gibt es das noch in der Politik, dass die Regierung in Frack und Zylinder daherkommt und sich feiern lässt? Doch es ist auch das Volk, das sich feiern lässt. Das ist ein Teil der Landsgemeinde, ein Stück Folklore, aber es schafft eben auch Verbundenheit und Nähe. Der andere Teil ist das Debattieren zu politischen Geschäften. Ich finde es reizvoll, dass man nicht nur Ja oder Nein stimmen, sondern auch Änderungsvorschläge einbringen kann. Dabei kann auch eine gewisse Dynamik entstehen, wie wir bei der Gemeindestrukturreform gesehen haben.
Natürlich hat die Landsgemeinde auch Nachteile. Sie ist eine urdemokratische Einrichtung, die gar nicht demokratisch ist, weil nicht alle teilnehmen können. Wer krank ist oder arbeiten muss, wird ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz schätze ich die Vorzüge der Landsgemeinde. Die Diskussionskultur ist fantastisch. Man spürt bei den Rednern viel Ernst und Respekt.
Vom Landammann kann man das leider nicht immer behaupten. Wir haben es in den letzten Jahren wiederholt erlebt, dass der Landammann einzelne Redner oder Gruppierungen vor versammeltem Stimmvolk respektlos behandelt und lächerlich gemacht hat. Das ist gefährlich. Der Landammann wird vom Volk eigentlich nicht angezweifelt. Wenn er sagt: «Das erste ist das grössere Mehr», dann gilt das. Gerade deshalb hängt die Landsgemeinde existenziell davon ab, dass der Landammann die Verhandlung respektvoll und «staatsmännisch» leitet. Hier stelle ich eine gewisse Verrohung fest, die mir Sorgen macht.»